
Förderpreis für Wissenschaft & Forschung 2025
Forschungsteam NS-Zwangslager und Zwangsarbeit im Raum Salzburg
Geplant waren studentische Arbeiten im Rahmen eines Forschungsseminars am Fachbereich Geschichte der Paris Lodron Universität Salzburg, entstanden ist ein Forschungs-, Publikations- und Vermittlungsprojekt, das weit über das von den Teilnehmer:innen einer Lehrveranstaltung Erwartbare hinausgeht und Aufsehen in der Salzburger Wissenschaftswelt erregt.
Das Projekt „NS-Zwangslager und Zwangsarbeit im Raum Salzburg in der Zeit des Nationalsozialismus“ wurde von Dr. Johannes Dafinger initiiert. Gemeinsam mit seinem Projektteam, bestehend aus den fünf Studierenden Cassandra Burgstaller, Tobias J. Bidlingmaier, Markus Zartner, Antonia Hauser und Lena Thurnhausstatter, hat er ein anspruchsvolles wissenschaftliches Vorhaben realisiert. Ziel des Projektes war es, die lokale Dimension des Verbrechenskomplexes NS-Zwangslager und Zwangsarbeit zu erforschen und sichtbar zu machen, wie eng die Stadt und der Lagerkosmos miteinander verflochten waren.
Die Beschäftigung mit diesem Thema ist eine Mahnung vor den Gefahren autoritärer und antidemokratischer Tendenzen und ein Beitrag zur Stärkung einer offenen demokratischen Gesellschaft. Dieser Ansatz verbindet Forschung, Lehre und gesellschaftliche Verantwortung – ein Markenzeichen der wissenschaftlichen Arbeit von Johannes Dafinger.
Geschichtsforschung als Beitrag zum gegenwärtigen Friedensdiskurs
Im Rahmen des Projektes wurden fünf Einzelstudien durchgeführt. Aufbauend auf intensiven Recherchen in lokalen und internationalen Archiven sowie auf Zeitzeugengesprächen wurden hochqualitative Fachaufsätze verfasst, die im E-Journal „historioPLUS“ publiziert wurden. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse in einer Radiosendung, in Onlineformaten und öffentlichen Veranstaltungen vorgestellt. So entstand nicht nur eine fundierte Publikation, sondern auch ein lebendiger Austausch mit Öffentlichkeit, Medien und Bildungseinrichtungen.
Cassandra Burgstaller untersuchte den Umbau von Schloss Kleßheim zu einem Gästehaus, in dem Adolf Hitler hochrangige Staatsgäste aus verbündeten Staaten empfing. Der Fokus lag dabei auf den eingesetzten ausländischen (Zwangs-)Arbeitern. Tobias J. Bidlingmaier widmete sich der Zwangsarbeit bei Infrastrukturprojekten in der Stadt Salzburg, bei denen vor allem Kriegsgefangene, zivile ausländische Arbeitskräfte und KZ-Häftlinge zum Arbeitseinsatz herangezogen wurden. Markus Zartner befasste sich mit den beiden Zwangslagern für Sinti und Roma in der Stadt Salzburg. Es wurden bisher unbeachtete Aspekte untersucht, etwa die Finanzierung des Lagers sowie die Biographien von Tätern und Opfern. Antonia Hauser untersuchte Kontakte zwischen Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiter:innen und der einheimischen Bevölkerung, die zur Zeit des Nationalsozialismus gesetzlich verboten waren. Lena Thurnhausstatter befasste sich mit zwei Lagern im oberbayerischen Laufen und damit, wie an die Lager heute vor Ort erinnert wird.
Neben der gemeinsamen Projektarbeit haben sich aus den Einzelstudien weitere Aktivitäten ergeben. Die Projektbeteiligten treten in den Medien und auf Konferenzen als Expert:innen auf, leiten themeneinschlägige Workshops und organisieren Veranstaltungen, die sich mit der Erinnerungskultur befassen. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Thematik wird ebenfalls weiterverfolgt.

Univ.-Prof.in Dr.in Mag.a Margit Reiter, Professorin für Europäische Zeitgeschichte an der Universität Salzburg
Margit Reiter über das Forschungsteam
„Die Arbeit über NS-Zwangslager in Salzburg ist ein Vorzeigeprojekt, in dem fachliche Kompetenz auf höchstem wissenschaftlichem Standard und Salzburger Regionalgeschichte produktiv verknüpft werden. Ich schätze meinen Kollegen Johannes Dafinger als überaus kompetenten und ideenreichen Lehrenden, der es versteht, interessierte Studierende zu Forschungsarbeiten zu motivieren und die erzielten Ergebnisse auch in der Öffentlichkeit zu vermitteln. Das Engagement aller Beteiligten geht weit über den Rahmen einer Lehrveranstaltung hinaus. Die Abteilung Zeitgeschichte am Fachbereich Geschichte kann sich glücklich schätzen, derart engagierte und vielversprechende Studierende in unseren Reihen zu haben.“